Chronik

100 Jahre Dienst am Gast

Von Robert Birkner

Altglashütte. Das Bodenständische der Oberpfalz, des Oberpfälzer Waldes und des Stiftlandes, das Land und Leuten so eigen ist, findet der Gast und Urlaubssuchende noch immer auf der Altglashütte. Und gerade das ist auch die gastliche Note des kleinen Ortes auf den Höhen des Oberpfälzer Waldes. Wesentlich geprägt und weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt wurde Altglashütte aber zweifelsohne durch den Gasthof Blei.

Bereits im Jahre 1750 wurde der heutige Gasthof Blei als Wirtshaus erwähnt. Insgesamt sieben Besitzer, der erste war von 1750 bis 1766 Kaspar Höpfl, sollten das Gasthaus auf der Altglashütte mit der Hausnummer 4 bewirtschaften, bis schließlich Hans und Katharina Blei im Jahre 1909 das Wirtshaus übernahmen und ihm den Namen „Gasthof und Sommerfrische Hans Blei“ gaben.

Hans Heinig, der den Gasthof 1969 von seinem Vater Walter und seiner Mutter Hedwig übernahm, erzählt gerne, wie seine Eltern, insbesondere sein Vater, nach dem Krieg den Gasthof zu einem der führenden Betriebe im ganzen Landkreis ausbauten. Heinig: „ Bereits in den 50-er Jahren ist mein Vater persönlich mit den damaligen Politikern der Regierung der Oberpfalz und dem Landrat nach Bonn gefahren, um Mittel für den Fremdenverkehr flüssig zu machen, damit u.a. auch die Straße durch Altglashütte und zum Gasthof Blei ausgebaut werden konnte.“ Von 1956-58 wurde auch die Straße von Hohenthan über Altglashütte bis zur Silberhütte angelegt, 6400 qm Feld mussten dabei u.a. abgetragen werden.
Im Jahre 1953 wurde der Gasthof von Grunde auf umgebaut und modernisiert. Das alte Haus wurde dabei fast vollständig abgerissen und komplett neu errichtet. Das Gastzimmer, die Küche und Wirtschaftsräume, Toiletten und natürlich die Fremdenzimmer wurden modern und zugleich gemütlich ausgebaut, mit Zentralheizung und Kalt-Warm-Fließwasser.
Von 1963-1964 wurde zusätzlich noch das Gästehaus „Waldfrieden“ gebaut. Dazu musste das bestehende Wohngebäude mit der Hausnummer 6, in dem zuvor drei Wohnungen waren und ein landwirtschaftliches Gebäude komplett abgerissen werden. Darauf wurde dann das Gästehaus errichtet – nur die Scheune, die auch heute noch vorhanden ist, blieb stehen.
1964 und 1965 wurden von Walter Heinig fünf neue Teiche in den feuchten Wiesen in der Nähe des Gasthofes angelegt, um immer genügend frische Forellen und Karpfen auf der Speisekarte für seine Gäste zu haben.
1974 kam die nächste größere Baumaßnahme auf den Gasthof Blei zu: An die bestehende Gaststätte wurde angebaut, ein moderner und anheimelnder Speisesaal, in dem  bis zu 165 Personen bequem Platz finden und der sich durch eine Trennwand aufteilen lässt, entstand.

Hans Heinig erinnert sich gerne an die 50-er bis 80-er Jahre zurück. „Im Winter sind viele aus Weiden und von Tirschenreuth aus zum Skifahren zu uns gekommen, vom Iglersreuther Bahnhof aus sind sie sogar zu Fuß bis auf die Altglashütte gegangen und sind dann auch anschließend zünftig bei uns eingekehrt.“

„Damals,“ so Hans Heinig, „wollten vor allem die älteren Leute noch ihre Ruhe haben, wollten wandern, die Stille genießen, vor allem viele Berliner kamen damals zu uns.“ Und viele setzten sich dann auch abends oft mit an die Stammtische zu den „Einheimischen“ und da war dann immer etwas los, da wurde gesungen und gelacht. „Und,“ so Hans Heinig, „da ist auch immer einiges getrunken worden.“
Das sei heute leider nicht mehr so. Die Kinder dieser früheren Urlauber fahren inzwischen lieber wo anders hin, wo mehr „geboten“ ist und das habe sich dann auch auf die ganze Region ausgewirkt.

Diejenige, die da noch einiges an Anekdoten und Geschichten  erzählen könnte, ist Johanna Franz, eine geborene Blei, die Cousine von der Mutter von Hans Heinig. Denn sie gehört praktisch zum „lebenden Inventar“ des Gasthofes Blei. Bereits seit 1964 – seit 47 Jahren – bedient sie die Gäste mit ihrer freundlichen und entgegenkommenden Art.

Walter Heinig

Ein Vorkämpfer des Fremdenverkehrs, ein Pionier heutiger Gastlichkeit und ein Mann, der sich um seinen Berufsstand und seine Heimat verdient gemacht hat – das war Walter Heinig.

Geboren wurde Walter Heinig am 27. August 1912 in Thüringen. Nach Abschluss einer kaufmännischen Lehre leitete er zunächst ein Feinkostgeschäft. Nach dem Krieg und einer schweren Zeit im Lazarett kam er als Urlauber auf die Altglashütte, lernte hier seine Frau Hedwig kennen und übernahm 1947 den Gasthof Blei.
Schon damals, 1947, war er öffentlich mit der Überzeugung aufgetreten, dass der nordoberpfälzische Raum aus dem Tourismus Wirtschaftskraft gewinnen könne. Früh erkannte Walter Heinig, welche Bedeutung dieser Sektor für den Landkreis hat. Mit viel Überzeugungskraft hat er wegweisende Weichen gestellt, zu einer Zeit als viele dem Tourismus noch mit Skepsis gegenüberstanden. Er baute nicht nur seinen Betrieb zu einem der führenden im Landkreis aus, sondern engagierte sich auch im Kreisverband für die Weiterentwicklung des Fremdenverkehrs und der Fortbildung der Gastronomen. Die erfreulichen Fortschritte in diesem Bereich können deshalb in hohem Maße auch Walter Heinig zugeschrieben werden.
So wurde durch ihn schon sehr früh im Raum Tirschenreuth der Grundstein für eine systematische Arbeit unter dem Dach des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes gelegt. Zunächst als stellvertretender Kreisvorsitzender, später als Kreisvorsitzender führte er nicht weniger als 22 Jahre die BHG-Kreisstelle Tirschenreuth-Kemnath-Erbendorf. Er sorgte unentwegt für Ideen und Innovation.

Walter Heinig war in den zurückliegenden Jahrzehnten  aber auch stets ein engagierter und kämpferischer Bürger. An vielen Maßnahmen im Ortsteil Altglashütte war er maßgeblich beteiligt wie zum Beispiel am Wasserleitungsbau, an der Schaffung von Parkplätzen, Straßenbeleuchtungen oder besseren Zufahrten. Auch ein Skilift wurde auf Initiation von Walter Heinig gebaut, später kam noch ein weiterer hinzu.

Hans Heinig, Sohn von Walter Heinig

Im Jahre 1969, im jungen Alter von 24 Jahren, übernahm Hans Heinig zusammen mit seiner Frau Gerlinde den Gasthof Blei von seinen Eltern Walter und Hedwig. Nach seiner Lehre als Metzger von 1959-1962 bekam er eine Anstellung als Koch im renommierten „Hotel Wittelsbach“ in Oberammergau. Von 1965-1966 leistete er seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr im Geschwader Immelmann in Manching, wo er auch wieder als Koch eingesetzt war und zeitweise für 1500 Leute kochte. Nach seiner Bundeswehrdienstzeit im Jahre 1966 ging er wieder zurück in den elterlichen Betrieb, wo er bis heute für die Küche, für das leibliche Wohl der Gäste, zuständig ist. 1968 heiratete er seine Gerlinde geb. Hübner, eine gelernte Verkäuferin aus Störnstein. Im gleichen Jahr wurde seine Tochter Diana und drei Jahre später Sohn Ralf geboren und vor 5 Jahren sein Enkel Tom.

 

Die Besitzer seit 1750
des Gasthauses in Altglashütte Hausnr. 4
mit dem dazugehörigen 10. Teil der alten Glashüttengründe waren

von 1750 bis 1766
Kaspar Höpfl
von 1766 bis 1781
Johann Adam Walter
von 1781 bis 1816
Sohn Simon Walter
von 1816 bis 1848
Schwiegertochter Rosina Gleißner
von 1848 bis 1888
Johann Walter
von 1888 bis 1897
Sohn Michael Walter
von 1897 bis 1909
Michael und Anna Thanner
von 1909 bis 1943
Johann und Katharina Blei
von 1943 bis 1949
Katharina Blei
von 1949 bis 1969
Walter Heinig und Hedwig geb. Blei
von 1969 bis heute
Johann Heinig und Gerlinde